Geschichte
Frei wiedergegeben und ohne Gewähr, aber mit besten Wissen und Gedächnis von Bewohnern aus der Anlage erzählt, die oft bereits seit vielen Jahrzehnten dort wohnen. In einem Fall sind das schon fast 80! (in Worten achtzig) Jahre.
Bisher konnte folgendes recherchiert werden:
- Wilhelm-Hertz-Strasse 6 bis 14a -> ca. Baujahr 1912
- Wilhelm-Hertz-Strasse 16 und 18 -> ca. Baujahr 1937
- Vermutlich sind auch die Häuser 20 -34 -> Baujahr Ende 30iger Jahre
- Wilhelm-Hertz-Strasse 36 -> Baujahr 2009 (Fertigstellung 2011)
Erste Häuser wurden bereits 1909 außerhalb der bisherigen Bebauungsgrenze in (dem seit 1890 eingemeindeten) Schwabing errichtet, kurz darauf (1912) der oben benannte Teil der Hertz - Höfe, welcher auch hier Erwähnung findet (siehe Seite 14).
Die gesamte Anlage (früher im heutigen Sprachgebrauch unschön klingend mit "Wilhelm-Hertz-Block") mit 370 Wohnungen (von der 1- bis zur 4-Zimmer Wohnung mit über 100qm) wurde zuletzt in den Jahren 2000 bis 2002 komplett saniert und teilweise (z.B. die Außenanlagen) umgestaltet. Seit Ihrer Entstehung gab es damit wohl den vierten großen Umbau bzw. Umgestaltung.
Bis 1999 waren die Hertz-Höfe im Besitz der "GWM", welche diese dann weiter veräußerten. Über zwei Zwischeneigentümer ging das Gesamtobjekt im Jahre 2003 in den Besitz der "AMC Projekt KG" über. Viele Wohnungen wurden seitdem (einzeln) verkauft, darunter auch an Eigentümer, welche die erworbene Wohnung selbst bezogen haben. Ziel des bisherigen Eigentümers war es, alle noch im Besitz befindlichen Wohnungen zu verkaufen und nicht mehr, wie vorher noch praktiziert, alternativ auch zu vermieten. 10/2010 hatten ca. 85% aller Wohnungen den Besitzer gewechselt, 11/2011 war bereits praktisch alles verkauft. Ausnahme ist übrigens die Hausnummer 20, welche wohl schon vor längerer Zeit separat an einen einzelnen Eigentümer bzw. an eine Eigentümergemeinschaft veräußert wurde. Im Eigentum einer Einzelperson war Anfangs auch der Neubau (Hausnummer 36), welcher die Lücke im kleinen Innenhof geschlossen hat und u.a. durch die recht auffällige Farbe (rot) wohl signalisieren möchte, dass dieser erst viele Jahrzehnte später entstanden ist.
Viele Jahre wurde die Anlage vernachlässigt. Unvorstellbar aus heutiger Sicht, dass es vor der letzten Umgestaltung nur wenige Balkons und auch keine Terrassen oder vielen Erdgeschosswohnungen zugewiesene Rasenflächen in den Innenhöfen gab. All dies wurde erst im Rahmen der letzten Umgestaltung 2000-2002 angelegt bzw. aufgebaut. Auf dem folgenden Bild, vermutlich in den frühen 50iger Jahren von einem Freund der Anlage aufgenommen, kann man dies recht gut sehen. Die Wilhelm-Hertz-Strasse war noch keine Sackgasse, es konnte direkt auf die schon damals vierspurige Schenkendorfstrasse aufgefahren werden. Heute befindet sich dort aus Lärm- und Emissions-Schutzgründen der (überdachte) Petueltunnel. Die damals befremdlich wenigen Fahrzeuge, welche in der (heutigen) Wilhelm-Hertz-Strasse zu sehen sind, bestätigen eindrucksvoll das Alter der Aufnahme. Parken (sofern man im Besitz eines Autos war) muss damals eine richtige Freude gewesen sein:
Ebenso schwer vorzustellen, dass vor vielen Jahren Güterzüge auf einer Industriegleisstrecke an den Hertz-Höfen vorbeifuhren. Diese Strecke überquerte den heutigen mittleren Ring auf einer Brücke (auf dem folgenden Bild sind die Schienen mit einem Teil der Brücke ganz auf der rechten Seite zu sehen, vorne links der nördliche Teil der Hertz-Höfe). Die Brücke wurde allerdings schon vor langer Zeit abgerissen. Beides (Gleise und Brücke) befanden sich ziemlich genau an der gleiche Stelle, an der heute die neue Trambahnstation bzw. die neue Tragseilbrücke steht:
Auf der Ostseite der Anlage waren Parkplätze angelegt und die Autos fuhren noch bis kurz bis vor der Jahrtausendwende dicht an den Eingangstüren vorbei, wie man an den vereinzelt parkenden Fahrzeugen (ganz rechts neben dem Eingang der heutigen Hausnummer 12b, links der große Innenhof) auf der Vergrößerung sehen kann:
Erst ungefähr 50 Jahre später (April 2000, kurz nach Start der zweijährigen Sanierung bzw. massiven Umgestaltung der Hertz-Höfe) wurde dies geändert und das Areal der Hertz-Höfe sozusagend zur Auto-freien Zone erklärt. Das folgende Bild zeigt nochmal die Ostseite (rechts Eingang Hausnummer 8a mit Blick in Richtung Süden), links die wenige Monate zuvor noch gut belegten Parkplätze, rechts von dem weißen Streifen fuhren die Fahrzeuge dicht an den Eingängen von der Süd- über die Ostseite der Anlage vorbei zu den Stellplätzen.
Ein ehemaliger Bewohner ist über unsere Seiten gestolpert und hat festgestellt, dass die Bilder ihn an vieles erinnert haben. Freundlicherweise hat er ein Bild von 1970 mitgeschickt und die Erlaubnis zur Veröffentlichung gegeben. Es zeigt einen alten Balkon wohl neben Hausnummer 12, links daneben befand sich laut seiner Schilderung die schon lange nicht mehr existierende Backstube:
An dieser Stelle ein kleiner "geschichtlicher Exkurs" in die nähere Umgebung: Das im Jahre 2004 fertiggestellte zwanzigstöckige Hochhaus und der dazugehörige Flachbau der Münchener Rückversicherung (auf dem benachbarten Areal östlich der Hertz-Höfe) wurde wohl um die Jahrhundertwende von der damaligen Eigentümergemeinschaft in der jetzigen Form in Frage gestellt. Es gab den Wunsch, das Hochhaus näher an die Autobahnauffahrt zu bauen, da man u.a. Licht-Abschattungen auf die Anlage befürchtete. Dem wurde nicht entsprochen, was sich aus heutiger Sicht positiv darstellt: Sowohl Hochhaus als auch der Flachbau stellen eine wirksame Lärmschutzmaßnahme gegen den Straßenlärm (u.a. durch die Autobahnauffahrt) dar.
Wußten Sie (die "alten Hasen" werden jetzt schmunzeln), dass z.B. der große Innenhof ursprünglich vier (jetzt nur noch zwei) Durchgänge hatte? Lange Zeit wurden zwei davon auch als Garage und Werkstatt verwendet. Letztendlich wurde mit dem letzten Umbau einer der Durchgänge für die Einfahrt in die südliche Tiefgarage "umgeleitet" (Westseite), auf der Ostseite ist aus einem Durchgang eine kleine Wohnung mit eigenen Eingang entstanden.
Wußten Sie auch, dass es auch prominente Bewohner der Hertz-Höfe, wie z.B. Barney von der "Spider Murphy Gang", gab? Er wohnte im Dachgeschoss von Hausnummer 6b und hatte einen schallgedämmten Probenraum im Keller von Haus 12a. Hintergrund war, dass sein Bruder einmal Eigentümer der Wilhelm-Hertz-Höfe war. Auch der Organist der Spiders, Michael Busse hat bis 1995 im Haus 10 gewohnt.
Oliver Kahn und/oder seine Frau wird/werden sich ggf. nicht so gerne an die Hertz-Höfe erinnern, wer weiß? Jedenfalls hatte er hier eine Freundin (Hausnummer leider nicht überliefert).
Und noch was: Das "Lokal" in der Hausnummer 8 war in den Neunzigern ein Treffpunkt der Schwabinger Schickeria. So war wohl Fritz Egner oft da und auch ein bekannter Münchner Porsche-Club hatte hier einen wöchentlichen Treff.
Leider konnten bisher nur wenige Aufnahmen gefunden werden, welche den Zeitraum, beginnend mit dem Bau der Hertz-Höfe, belegen. Klar, damals war fotografieren teuer, Digicams oder Smartphones noch weit entfernt und es wurden andere Motive gewählt als eine vergleichsweise langweilige Ansammlung von Gebäuden.
Daher hier an der Stelle noch mal der ausdrückliche Wunsch: Falls Sie Bilder oder sonstige Aufnahmen wie z.B. Zeichnungen oder ähnliches haben sollten, melden Sie sich einfach bei mir. Abholung und zuverlässige schnellstmögliche Rückgabe ist absolut selbstverständlich, auch evtl. Unkosten erstatten wir gerne.
... welche heute u.a. im Erdgeschoss von Haus Nummer 36 die zentrale Heizungs- und Warmwasseranlage beheimaten. Gut zu sehen auch die damals neu geschaffenen Türöffnungen für die ebenfalls neuen Balkone im Haus Nr. 34. und die Zwillings-Schornsteine aus Edelstahl. Kurz darauf bereits wieder überholt, die Öffnungen wurden wieder vermauert und die Balkone entfernt, da der noch offene Zwischenraum im kleinen Innenhof baulich geschlossen wurde (siehe unter Aktuell). Auch die Schornsteine wurden im Rahmen dieser Baumassnahmen in die Dachmitte des Neubaus verlegt:
Und schnell noch einmal viele Jahre zurück: Im zweiten Weltkrieg wurden die Hertz-Höfe von massiven Schäden verschont, allerdings mußten im Sommer 1944 einige Bewohner und zwei gerade ankommende Soldaten auf Heimaturlaub ihr Leben lassen, da sie nicht mehr rechtzeitig in schützende Kellerräume flüchten konnten: Bei einem Luftangriff gab es einen bzw. zwei größere Treffer. Stark beschädigt wurden dabei die Gebäude der Hausnummern 12 und 14 auf der Innenhofseite (ungefähr im Bereich der heute bestehenden große Terasse bzw. direkt im Eck zum Haus 14a). Durch den Wucht der Explosion sind die Gläser in den Fenstern fast aller Gebäude im Innenhof geborsten. Schon in den nächsten Tagen waren alle beschädigten Fenster provisorisch u.a. mit Kunststofffolien verschlossen.
Links zur "jüngsten" Geschichte:
- Bau der Trambahnhaltestelle und Brücke neben den Hertz-Höfen
- Schließen der Baulücke im kleinen Innenhof (Neubau Haus 36)
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